Neuer Stadtteil soll entstehen

Fliegerhorst_Plan

Wohnen, Gewerbe, Naherholung und reichlich Grün – all das soll einmal nach Vorstellung des Rathauses und des Stadtrats auf dem 380 Hektar großen Militärgelände entstehen. Auch wenn es sich erst um ein Grobkonzept handelt, der am Donnerstag einstimmig auf den Weg gebrachte Bebauungsplan 211 soll nach Überzeugung von Dr. Nikolaus Birkl, Anwalt der Stadt, die Grundlage für die Konversionsverhandlungen mit dem Bund bilden. Dem gehören die Flächen derzeit noch, und er möchte sie zu einem möglichst guten Preis verkaufen.

Der Jurist machte deutlich, dass die Kommune diesen Weg gehen müsse, um das Heft in der Hand zu behalten, sprich ihre kommunale Planungshoheit wahren zu können. Er riet aber zu einem „kooperativen Miteinander“. Daran sei auch der Bundesimmobiliengesellschaft Bima gelegen. Bürgermeister Max Gotz hatte die zweistündigen Beratungen mit dem Hinweis eröffnet: „Sie beschließen hier noch nichts Konkretes. Es geht um den Rahmen und die Wahrung unserer Rechte.“ Im Herbst soll es eine mindestens eintägige Stadtratsklausur geben.

Dass die Kreisstadt mit ihren gegenwärtig über 36 000 Einwohnern Entwicklungsflächen benötigt, machten gleich mehrere Gutachter deutlich. Sebastian Neudecker vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) legte dar, dass Erdings Bevölkerung weiter wachsen werde – bis 2025 um 3800 bis 12 000 Menschen. Neudecker machte deutlich, dass Erding derzeit nicht in der Lage sei, so viel Bauland bereitzustellen. „Die größten Ansiedlungsgebiete liegen westlich der Altstadt und östlich der Bahnlinie.“

Carola Seis vom PV ging auf die Gewerbeentwicklung in den kommenden Jahren ein. Sie prognostizierte eine jährliche Zunahme der Arbeitsplätze um rund ein Prozent. In der Summe seien das bis 2025 zwischen 900 und 3000 neue Jobs. Handel und Dienstleistungen würden 90 Prozent ausmachen, die Landwirtschaft werde gegen null Prozent tendieren. Seis’ Fazit: „Erding wird sich als Zentrum im Landkreis weiter profilieren.“

Stadtplaner Jürgen Grothe lobte die Stadt für ihre Beschlüsse zur Nordumfahrung, zur Nordanbindung als Parallele zur Alten Römerstraße sowie zur Südost-Verlagerung der B 388. „Damit ist das neue Gebiet verkehrlich sehr gut erschlossen.“ Er zeichnete erste Entwicklungen eines zivil genutzten Fliegerhorsts. Die Wohnbebauung ist nach dem Entwurf östlich des geplanten Kreuzungsbahnhofs sowie nördlich der Siedlung Williamsville vorgesehen. „Dieses Wohngebiet könnte man deutlich vergrößern“, sagte Grothe. Nördlich davon schlägt er einen breiten Grünzug vor, der die darauf folgenden Gewerbeflächen gut abschirmt.

Rund um die Startbahn, die Grothe als Bau- und Militärdenkmal erhalten würde, könnten Naherholungsflächen mit Golfplatz, Mountainbike-Parcours, Skaterpark und Kletterwänden entstehen. Im Norden stehe ausreichend Platz für unberührtes Grün zur Verfügung. „Hier finden sich Biotope von regionaler und sogar landesweiter Bedeutung“, erklärte Landschaftsarchitekt Dietmar Narr. Südlich der Wartenberger Straße wäre Platz für Landwirtschaft.

Der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans Erging einstimmig. Gotz sprach von einem „historischen und selbstbewussten Votum“.
Merkur-online vom 06.07.2012

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